Die Katze ist nicht mein Gefangener,
sondern ein unabhängiges Wesen
von fast gleichem Status,
das zufällig im selben Haus lebt wie ich.
Konrad Lorenz (Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung)

Die typische Kommunikation einer Katze führt nicht selten zu Missverständnissen zwischen Katz und Mensch. Hier möchte ich mal einige davon aus der Welt schaffen:
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Missverständnis 1: BegrüßungList Item 1
Während ein Hund uns nach einer längeren Abwesenheit, z.B. Urlaub überschwänglich begrüßt und seine riesengroße Freude mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zeigt, kann es durchaus sein, dass unsere Katze uns mit Nichtbeachten straft. Und wenn wir dann freudig auf sie zugehen, könnte es sogar passieren, dass wir einen Hieb oder ein Fauchen ernten. Wenn sie sich dann irgendwann doch uns annähert und wir unsere Freude zeigen kann es sein, dass uns Mietz demonstrativ das Hinterteil zuzudrehen.
Die Katze ist beleidigt! FALSCH!
Katzen sind Gewohnheitstiere und schon kleine Veränderungen können sie aus dem Gleichgewicht bringen. Die Abwesenheit eines vertrauten Menschen ist eine große Veränderung. Da ist dann eine gewisse Vorsicht bei der Rückkehr verständlich. Der Mensch besitzt nicht mehr den Familiengeruch. Wenn sich die Katze nach einer Weile dann wieder ausgiebig am Menschen, am Koffer oder der Tasche reibt, dann wird der Familiengeruch wiederhergestellt. Und das Zudrehen des Hinterteils ist kein Desinteresse, sondern eine Einladung zu einer "freundlichen Analkontrolle" zur Begrüßung.
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Missverständnis 2: Streicheln verbotenList Item 2
Unsere Katzen lieben das Streicheln. Sie wälzen sich dabei und sie schnurren. Und plötzlich beißen sie zu!! Oder sie lassen sich nicht von anderen, fremden Menschen streicheln und schon der Versuch kann schmerzhaft für den Besuch enden.
Die Katze ist hinterlistig! FALSCH!
Das Streicheln der Katze muss gelernt sein. Diverse Anleitungen im Internet geben schon den Anlass zu der Vermutung, dass das Streicheln einer Katze oft nicht so dankbar empfangen wird wie das ein Hund tut. Katzen sind einfach nicht so stürmisch wie Hunde oder Menschen und fühlen sich schnell von solch stürmischem Verhalten bedroht. Der Besuch geht auf die Katze zu, schaut sie an, lächelt und beugt sich zum Streicheln über die Katze. Das sieht für die Katze wie ein Angriff aus. Der Fremdling muss ein Feind sein. Er starrt sie an, zeigt die Zähne und greift frontal an. Da heißt es dann Flucht oder Angriff.
Auch der Halter kann so manchen Fehler beim Streicheln machen. In der Regel ist er aber so feinfühlig und versteht die Körpersprache der Katze, wenn sie das Streicheln an dieser Stelle nicht mag, oder ihr das Streicheln evtl. zu grob wird. Der Halter wird merken, dass die Ohren sich langsam anlegen, der Schwanz immer wilder wird. Manche Katze signalisiert ihren Unwillen aber noch viel subtiler, z.B. durch eine leichte Körperanspannung oder durch einen direkten Blick. Das sind Anzeichen dafür, dass sich die Katze nicht mehr wohl fühlt. Aber auch die oft falsch interpretierten „Liebesbisse“ sind manchmal schon eine sanfte Art und Weise der Katze zu sagen: Streichle mal bitte wo anders oder fester oder sanfter. Die Motivation Deiner Katze kann sich im Laufe der Interaktion ändern und das will sie Dir damit mitteilen. Wenn diese Anzeichen nicht beachtet werden, kann es schonmal vorkommen, dass es auch mal einen Hieb oder Biss gibt. Ist der Mensch darauf nicht gefasst und zieht die Hand womöglich weg, dann kann das durchaus schmerzhaft sein. Es könnte aber auch sein, dass Deine Katze das Streicheln so sehr genießt, dass sich eine positive Anspannung aufbaut, der sie Luft machen muss. Auch das Umklammern der Hand ist nur der Reflex, nicht hergeben zu wollen was man als Jäger einmal im Maul hat. Du wirst mit der Zeit lernen, dass diese kleinen Bisse am besten auszuhalten sind, wenn Du stillhältst, der Biss lockert sich innerhalb weniger Sekunden von alleine.
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Missverständnis 3: Du magst mich nicht? Du musst mich mögen!!List Item 3
Hattest Du schonmal Besuch, der eigentlich Angst vor Katzen hat oder Katzen partout nicht mag? Und konntest Du feststellen, dass die Katze ausgerechnet bei dieser Person auch schonmal unaufgefordert auf den Schoss springt, sie anschmust und gar nicht mehr von ihr ablässt?
Die Katze will sich die Zuneigung von Personen, die sie nicht mögen unbedingt holen! FALSCH!
Die Katze empfindet das Verhalten dieser Person als besonders höflich. Diese Person sucht keinen Blickkontakt zur Katze und macht keine Anstalten sich ihr zu nähern, beugt sich nicht über die Katze.
Fazit: wer Kontakt zu einer Katze aufbauen möchte, sollte sie erstmal links liegen lassen bis die Katze von ganz alleine auf den Menschen zukommt und Kontakt sucht. Und auch dann sollte man auf die Katze eingehen, zuerst einmal die Hand nur hängend anbieten zum Schnuppern und daran reiben. Sobald das Köpfchen an der Hand gerieben wird und die Katze die Augen genüssliche schließt, dann ist das Eis gebrochen.
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Missverständnis 4: Meine Katze macht das aus ProtestList Item 4
Wie oben bereits erwähnt gibt es viele Verhaltensweisen, die vom Menschen unerwünscht sind. Dazu gehören z. B. die Unsauberkeit und das Kratzen an Möbeln, obwohl daneben ein so schöner Kratzbaum steht. Also, warum macht die Katze das? Warum pinkelt sie denn auf einmal in mein Bett?
Das macht sie aus Protest! FALSCH!
Statt der Katze menschliches Verhalten zu unterstellen sollten wir lieber versuchen ihr Verhalten mit Katzenmaßstäben zu messen. Urin, Kot und das Kratzen ist für eine Katze völlig wertneutral. Wie oben bereits beschrieben sind das alles Mittel zur Kommunikation. Die Katze will sich Dir oder seinen Artgenossen mitteilen. Daher wäre jede Art von Bestrafung hier völlig falsch.
Gerne helfe ich Dir hier dem Problem auf die Spur zu kommen und es zu beseitigen.
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Missverständnis 5: Katzen sind grausam
Wenn man einer Katze zusieht, wie sie manchmal mit ihrer teilweise noch lebenden Beute umgeht, könnte man tatsächlich denken, sie hat Spaß am Quälen ihrer Beute. FALSCH!
Die Katze ist ein Beutegreifer, Jäger und Fleischfresser. Das Jagen ist in ihrer Genetik verankert und ist ein Grundbedürfnis der Katze, genau wie Schlafen, Atmen, Fressen. Wenn nun dieser Instinkt lange nicht ausgelebt werden kann, dann staut sich diese Energie auf und entlädt sich bei einem Jagderfolg. Das nennt man Stauungsspiel. Die Katze wirft die Beute hoch, lässt sie kurz laufen um sie dann erneut zu packen und zu schütteln. Oder die Katze kann ihre Beute nicht richtig einschätzen, oder sie ist sehr wehrhaft oder stark, dann kommt es zum sogenannten gehemmten Spiel. Das kommt auch bei unerfahrenen Tieren vor, die einfach zu viel Angst vor der Beute haben. Die Katze tatzt vorsichtig nach der Beute oder beißt vorsichtig hinein. Wenn die Katze dann ein besonders wehrhaftes oder gefährliches Tier in einem harten Kampf erlegt hat, ist sie sehr erleichtert, was sich dann in einem regelrechten Freudentanz mit der Beute und um die Beute herum zeigt.
Das alles hat aber nicht wirklich was mit dem „menschlichen“ Spiel zu tun, also mit Freude und Spaß, sondern mit den angeborenen, natürlichen Jagdtrieb. Eine Katze empfindet keine Freude an der Qual oder Grausamkeit.
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Missverständnis 6: Eine Katze kann man nicht erziehen
Katzen sind sehr eigenständige, selbstbestimmte Wesen. Daher meint Mensch, man kann einer Katze nichts beibringen, sie nicht erziehen. FALSCH!
Sicherlich ist es einfacher einem Hund etwas beizubringen, da er seinen Menschen als Rudelführer sieht und ihm gerne folgt und gehorcht. Katzen sind eigenständiger und selbstständiger.
Trotzdem kann man Katzen viel beibringen. Man kann unerwünschtes Verhalten abtrainieren und erwünschtes Verhalten antrainieren. Und hier liegt schon der Unterschied, die Erziehung ist im Grunde genommen ein Training.
Für ein erfolgreiches Training gibt es zwei sehr wichtige Punkte:
- positive Bestärkung
- perfektes Timing
Was allerdings tunlichst vermieden werden muss ist jede Art von Bestrafung!! Eine Katze kann den Sinn einer Bestrafung nicht verstehen und stellt keinerlei Verbindung zwischen ihrem Verhalten und der Strafe her. Bestrafungen erzielen lediglich einen Vertrauensverlust, Angst und evtl. auch Aggressionen.
Auch bei der Erziehung Deiner Katze bin ich Dir gerne behilflich.